Die Generationen im Wandel

Jede Generation hat ihre besonderen Spezifika. Ging es früher häufig ums reine Überleben, so spielen bei den jüngeren Generationen eher Selbstverwirklichungsaspekte eine zentrale Rolle.

Heute umfasst eine Generation ungefähr 15 Jahre, diese Abgrenzung wurde gezogen, da Generationen schon nach dieser Zeit andere Wertvorstellungen haben.

Diese idealtypische Einteilung in Generationen ist sicher ein Stück  populärwissenschaftlich, ist aber ein Versuch, sich verändernde Sozialisationsbedingungen zu fassen und zu beschreiben.

  • Die Kriegs-/Nachkriegsgeneration

Angst, Unsicherheit und traumatisierte Kriegsrückkehrer führten bei vielen Angehörigen dieser Generation zu emotionalen Blockaden und oft geringem Selbstwertgefühl. Die Erfahrungen der Kriegs-/Nachkriegsgeneration prägten auch den Erziehungsstil dieser Generation und damit auch die Generation der sog. „Baby-Boomer“.

  • „Baby-Boomer“-Generation

Die „Baby-Boomer“-Generation umfasst die Jahrgänge 1950 bis 1964, da deren Mitglieder zu Zeiten stark steigender Geburtenraten nach dem 2. Weltkrieg geboren worden sind. Sie ist die erste Generation, die im Zuge des Wirtschaftswunders die Vorzüge der Massenproduktion von Gütern wie Autos und Kühlschränken kennenlernte. Ihre Prägung ist vor allem durch Wirtschaftswachstum und sich schnell verbessende Lebensumstände gekennzeichnet, aber auch durch viele Mitbewerber auf dem Arbeitsmarkt.  Aus dem Arbeitsmarkt werden in den kommenden Jahren die letzten Vertreter der „Baby-Boomer“-Generation austreten; vermehrt sind viele davon bereits im Ruhestand.

  • Generation X

Die Generation X steht für die Jahrgänge 1965 bis 1980 und ist in der Arbeitswelt die Generation, die derzeitig den Takt angibt. Der Großteil der Positionen im Management werden durch die Mitglieder der Generation X bekleidet. Ihre Vorstellungen von Arbeit prägen die derzeitige Arbeitswelt am meisten, sie unterscheidet sich jedoch auch stark von den jüngeren Generationen, die danach folgten. Die Mitglieder der Generation X sind eher individualistisch geprägt und legen verstärkten Wert auf einen hohen Lebensstandard, aber auch genügend Freizeit neben dem Beruf.

  • Generation Y

Zwischen 1981 und 1994 geborene werden als Generation Y bezeichnet. Das Y steht für „Why“. Die hier aufgewachsenen jungen Erwachsenen  – auch in der Arbeitnehmergeneration der Generation Y – zeichnete sich wie noch keine Generation zuvor durch die Suche nach einem tieferen Sinn in der Arbeit aus. Ihre Wertausrichtung ist leistungs- und karriereorientiert. Sie fordern von Arbeitgebern Flexibilität und Work-Life-Balance. Mitglieder dieser Generation wurden die ersten Digital Natives, sie erlebten in jungen Jahren die Verbreitung des Internets. Viele von den jüngeren Menschen konnten sich lange nicht entscheiden, was sie werden wollten und stiegen auch später in den Beruf ein. Die Generation Y hat sich noch mit großer Praktikumserfahrung beworben. Die jetzige Jugend passt nicht mehr in das Bild der Generation Y, die aktuellen Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind nicht nur Digital Natives, sie sind Social Media Natives und bilden die sogenannte Generation Z.

  • Generation Z

Die Generation Z umfasst die Jahrgänge 1995 bis 2010, ein Teil dieser Jugendlichen ist also schon im Beruf, der Großteil aber noch in Ausbildung oder Studium. Die Generation Z profitiert stark vom demografischen Wandel, zukünftig werden viele Stellen für verhältnismäßig wenige Jugendliche frei sein. Oft kommen junge Erwachsene der Generation Z aus relativ behüteten Verhältnissen ohne nennenswerte materielle Zukunftsängste. Oft ist das Auffangnetz der Eltern direkt unter ihnen und lange für sie da. Die Generation Z vertritt eigene Werte. Heute wird mehr Wert darauf gelegt, das eigene Leben zu genießen, früher standen an dieser Stelle Werte wie Fleiß und Gehorsam. Die heutigen jungen Erwachsenen definieren sich nicht nur über die Arbeit, sondern auch über die Qualität ihrer Freizeit wie Hobbies, Reisen, Mode, Lifestyle und teilen das mit Gleichaltrigen. Die eigene Familie gewinnt wieder an Bedeutung. Für Frauen scheint die eigene Familie nach wie vor wichtiger als für Männer, aber die Geschlechter nähern sich an; insgesamt ist für die Generation Z eine eigene Familie signifikant wichtiger als für die Generation Y.

Die Generation Z hat momentan gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, wenn nicht zu viele Handicaps ihr Leben belasten. Was die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aber auch wahrnehmen ist, dass sich alles sehr schnell ändert. Gestern war noch Smartphone, heute sprechen alle über KI (Künstliche Intelligenz), autonomes Fahren und 3-D-Druck usw.  Für den Arbeitsmarkt bedeutet das: Welchen Job soll man heute noch lernen und ist der in 10 Jahren noch wichtig? Wie weit wird der Klimawandel die Zukunft verändern und bedrohen? Die Welt und ihre Zukunft sind für die Generation Z auch komplex, ökologische Krisen spitzen sich zu, die Grenzen des Wachstums scheinen erreicht, zwei Jahre Corona-Pandemie haben gewohnte Sicherheiten auch der Globalisierung verstört, völkerrechtswidrige Angriffskriege und Bedrohungen autokratischer Systeme gefährdenden den Wunsch nach Frieden und Wohlstand.

Familie bedeutet für die Generation Z in erster Linie Sicherheit, das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern hat sich stark gewandelt; heute sind Eltern oft eher Coach, Berater und Freund als autoritäre Erziehungsberechtigte. Eltern scheinen oft heute die wichtigsten Verbündeten für die jungen Erwachsenen zu sein. Junge Erwachsene der Generation Z grenzen sich immer weniger gegenüber den Erwachsenen ab. Von ihnen wird keine Gegenkultur angestrebt, die Mainstream werden könnte. Die Wertestruktur scheint sehr stark der Elterngeneration zu ähneln.

Zuspitzend könnte man sagen: Ausreichend Akku und W-LAN gehören für die Generation Z zu den zentralen Grundbedürfnissen.

Die dauerhafte Nutzung digitaler Medien hebt viele Raum- und Zeitgrenzen auf, die früher noch galten. Informationen und Programme sind rund um die Uhr erreichbar, wer jemanden  kontaktieren möchten, schreibt sofort und erwartet auch schnelle Antwort. Das Ausweiten solcher Möglichkeiten widerspricht traditionellen Strukturen der Schule, die z. B. Ordnung und Verbindlichkeit einfordert. Verbindlichkeit ist für die Generation Z kein Ziel, sondern eine Herausforderung, denn verbindlich zu sein und sich für eines zu entscheiden, lässt tausend andere Handlungsmöglichkeiten auf nur wenige schrumpfen.

Die Generation Z ist stark visuell geprägt. Ständige Ablenkung, kurze Aufmerksamkeitsspannen und das schnelle Herausfiltern aus vielen Informationen beeinflussen deren Wahrnehmung.

Ein kleines Beispiel aus der Welt des Musikkonsums: Bei Spotify werden die Songs auf den aktuellen Top-Playlists immer kürzer, vor wenigen Jahren lag die Durchschnittslänge z. B. bei Hip Hop, Rap etc. noch leicht über 4 Minuten, aktuell liegt der Durchschnitt bei 2 Minuten und 38 Sekunden. Man könnte annehmen, dass sich im Vorübereilen der Lebensentwürfe auch der gesamte Musikkonsum junger Menschen verändert in folgende Richtung:

Es geht heute bei der Musik deutlich weniger um das Erleben fremder Welten, um das „Eintauchen“, um Auseinandersetzung im Hörerleben mit sich und der Welt. Vielmehr wird heute Musik oft wahrgenommen als etwas, das das eigene Leben „sound tracken“ soll.

Deep Purple mit ihrem Stück „Child in time“ von 1970 war noch 10 Minuten und 28 Sekunden lang, es wurde versehentlich – überraschend auch für die Band – zu einer Hymne von Teilen der Protestbewegung, insbesondere in osteuropäischen Ländern.

Wer leitet diese Generation im digitalen Dschungel an und gibt ihr Werkzeuge an die Hand? Die Eltern sind es in der Regel nicht. Sie haben begrenztes Erfahrungswissen und sind teilweise mit der digitalen Welt überfordert.

Die Kehrseite dieser nahezu vollständigen digitalen Sozialisation ist die Kluft zwischen Realität und Online-Welt/Online-Profil. Je größer die Kluft, desto größer das Zerrbild, desto weniger kann in der Realität eingehalten werden, was online gezeigt wird. In vielen Fällen führt dies zu einer tiefen Unzufriedenheit. Nur wer Besonderes postet, bekommt Bestätigung und Anerkennung. Die wenigsten Menschen machen ständig besondere Dinge. Sich online deutlich besser, interessanter, schöner darzustellen ist die logische Folge und eine Enttäuschung ist vorprogrammiert im Kontakt mit der analogen Welt.