„Beratung auf Augenhöhe“

Im Juli durfte die Initiative Selbsthilfe Ebersberg das Team der EUTB® Oberbayern Nordost in Markt Schwaben besuchen. Es ist ein heißer Tag im Juli. Ich treffe mittags auf 3 gut gelaunte Frauen, die im Biergarten eines kleinen Asia Restaurants auf ihr Mittagessen warten. Es sind die Mitarbeiterinnen der EUTB® – der ergänzenden, unabhängigen Teilhabeberatung.

Ich hatte schon oft davon gehört, wusste aber bisher nicht recht, was genau das ist. Auch der Name gab mir keine ausreichende Information über das Tätigkeitsfeld der EUTB®.

Was also ist eine ergänzende, unabhängige Teilhabeberatung?

Auftrag der EUTB® ist es, Menschen mit Behinderung und/oder gesundheitlichen Einschränkungen und deren Angehörige in Sachen Teilhabe zu beraten und zu begleiten. Hierbei ist sie ausschließlich den Ratsuchenden verpflichtet.

Das Besondere ist: es arbeiten bei der EUTB® Oberbayern Nordost nur Peers, d.h. Personen, die vor allem eine psychische Erkrankung und die Genesung davon erlebt und in einer Weiterbildung reflektiert haben. Somit kann eine Beratung auf Augenhöhe stattfinden.

Die EUTB® In Markt Schwaben gibt es seit 5 Jahren und ist für die Landkreise Ebersberg, Erding und Freising zuständig. Der Träger ist OSPE (Oberbayerische Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahrener), die 7 solche Angebote in ganz Oberbayern betreibt.

„Vor Ort sein ist wichtig.“, betont Adina Cristocea. „Der Bedarf ist groß und wächst ständig. Im Augenblick begleiten wir ca. 100 Ratsuchende.“

Im Moment teilen sich 5 Peerberaterinnen 3 Vollzeitstellen für die 3 Landkreise. Es gibt viel zu tun. „Wir machen diese Arbeit aus Überzeugung:“, so Rita Ruppert.

Eine Grundschulung, regelmäßige Supervisionen und ein ständiger Wissensaustausch mit den deutschlandweit rund 500 weiteren EUTB® Peer-Beratungsstellen ist wesentlich. Ein gutes Team, welches auf Vertrauensbasis zusammenarbeitet, ist entscheidend für diese, teilweise auch emotional, fordernde Tätigkeit.



Besprechungsraum



Wem hilft die ergänzende, unabhängige Teilhabeberatung?

Zielgruppe sind Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen (Geist, Körper, Seele, Sinne). Die Beraterinnen haben selbst Erfahrung mit psychischen Beeinträchtigungen.  Daher liegt ein Schwerpunkt auf der Beratung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Diese werden als Behinderung verstanden. Der Leidensweg der Betroffenen ist oft lang. Viele erleben Stigmatisierung und Diskriminierung. Therapieplätze sind derzeit meist nur mit langen Wartezeiten zu bekommen. Bei EUTB® Oberbayern Nordost bekommen Ratsuchende in der Regel innerhalb von 2 Wochen einen ersten Termin.

Für die Beratung ist jedoch keine Krankenversicherungskarte oder Diagnose notwendig. Oft kommen Ratsuchende z.B. aufgrund einer Überforderung. Auch Angehörige finden bei der EUTB® einen Ansprechpartner. Es sind alle Altersgruppen willkommen.

Schwerpunkt der Beratung sind Fragen zur Teilhabe. Ob Arbeitsleben, Bildung, Budget für Arbeit, Arbeitsassistenz, Eingliederungshilfe, persönliches Budget. Die Berater:innen unterstützen bei der Therapeutensuche, Alltagsbewältigung, Aufbau von Helfernetzen, Fragen zur Pflege, Nachteilsausgleich, Grad der Behinderung (GdB) und Schwerbehindertenausweis, Mobilität oder Hilfsmittel.

Ratsuchende werden dabei unterstützt, dass sie die Hilfe bekommen, die Ihnen wirklich weiterhilft.

Wie hilft die ergänzende, unabhängige Teilhabeberatung?

Der/Die Ratsuchende bekommt in der Regel einen festen Ansprechpartner. In Gesprächen (persönlich oder telefonisch) wird die aktuelle Lebenssituation besprochen. Aufgrund der eigenen Betroffenheit können die Peerberater:innen Erfahrungen austauschen, Möglichkeiten und Wege aufzeigen, Selbstkompetenz und Selbstbestimmung stärken und an Hilfsangebote verweisen. Auch Hausbesuche werden angeboten.

„Wir nehmen die Ratsuchenden ernst. Wir sehen sie und begleiten Sie bei ihren Themen. Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Hier wird jeder ernst genommen. Wir begegnen ihnen offen und unvoreingenommen und wir möchten Mut machen“ so Rita Ruppert.

Adina Cristocea ergänzt: „Wir begleiten auch über einen längeren Zeitraum, wenn notwendig und ermutigen auch zur Selbstreflexion. Uns ist es wichtig, dass die Ratsuchenden selbstbestimmt und ohne Druck Unterstützung erfahren.“

Die Beratungen sind kostenlos und auch anonym möglich.

Wie bekomme ich einen Termin?

Der Erstkontakt erfolgt in der Regel telefonisch oder auch über soziale Medien. Mittlerweile gibt es sogar schon eine EUTB®-App. Als Pilotprojekt wird im Moment an einer Videoberatung gearbeitet.

Unser Fazit:

Die EUTB® ist eine gute Anlaufstelle. Die empathischen Mitarbeiter:innen kümmern sich um Menschen mit ihren unterschiedlichen Sorgen und Nöten. Der Austausch mit Berater:innen, die in ihrem Leben Erkrankungen und Krisen gemeistert haben, ist außerordentlich wertvoll.

Vielen Dank für eure unermüdliche Arbeit und euren Einsatz für diejenigen, die gerade Unterstützung brauchen.

Kontakt zur EUTB® Markt Schwaben:

Marktplatz 28
85570 Markt Schwaben

Telefon: 08121 8830890
E-Mail: eutb.ono@ospe-ev.de
Webseite:https://www.eutb-ospe.de
Facebook: https://www.facebook.com/diehabensauch/

v.l. Rita Rappold, Kerstin Wienke, Adina Cristoce

Text & Fotos: Steffie Greskötter